Preisgekrönt sind sie schon lange, und ihre Musik wurde als "Mischung von Mozart, Fanta Vier und Adam Green" (NDR), als "Betörender Mix aus Kammermusik und Elektropop, Wienerlied und HipHop, Sprachwitz und Philosophie" (WDR) gelobt und gefeiert. Nun sind Sandra Kreisler und Roger Stein auch noch Meister der Reduktion.
Unplugged - musikalisch also fast nackt - zeigen sie im Duo, dass ihre Songs auch ohne Bandklänge alle Versprechungen halten. So befreit sind die beiden Musiker noch näher am Publikum dran, ihre Texte stehen klarer für sich, das vorsichtige Liebäugeln mit dem literarischen Cabaret-Chanson wird hier zu einer erfüllten Beziehung. Es wird nicht nur gesungen, sondern auch geblödelt und aus dem Nähkästchen erzählt, denn genau die Gegensätze der beiden Protagonisten -er Schweizer-Calvinistischer Dr.phil, sie Wienerisch-Amerikanische Jüdin aus dem Kulturbürgertum, der vielbeschworene Generation-gap inklusive - sind es nämlich, die sie dazu verführt haben, auch ohne ihre Musiker auf der Bühne zu stehen: "Wenn wir zu fünft sind, fällt doch nicht mehr auf, dass wir beide von so verschiedenen Planeten kommen!" sagt Sandra Kreisler lachend, und Roger Stein ergänzt, dass ihre so kraftvollen und satirischen Texte nur und gerade daraus entstehen konnten: "Im Dissenz entsteht Reibung und aus Reibung kommt das Feuer."
Dieses Feuer lodert fest in der heutigen Zeit. Bei allen lustvoll zelebrierten Unterschieden der Beiden entstehen überraschend homogene, bissige, witzige und auf-den-Punkt-treffende Songs, immer leicht von der typischen Wiener Melancholie umweht. Songs, die das diffuse Lebensbild in unserer Informationsüberfluteten Welt spiegeln.
Die Lieder erzählen davon, dass es heute so etwas wie "Zu Hause" nicht mehr geben kann und Heimat ein fremdartiges Gefühl ist: "Ich bin hier zwar zu Hause und bleib doch nur ein Tourist", sie beleuchten kritisch die "Bio-aber-iPhone Mentalität" in ihrem wohl beliebtesten Song "Ich bin ein postmodernes Arschloch H und kritisieren die vermeintliche Freigeistigkeit, der "Pensionierten Punks". Der "Klofrau vom Hauptklo im Kanzleramt" ist das alles indes ziemlich gleichgültig, denn "wir glauben an Ideale, sie glaubt nur an Sauberkeit". Doch nicht nur der Gegenwart schlägt Wortfront eine erhellende Bresche, auch die Zukunft wird frech besungen, zum Beispiel wenn Roger Stein sich als Rentner imaginiert und gesteht: "Dann bin ich ein alter Sack und fasle nur von gestern und starre auf die Beine von jungen Krankenschwestern" und dann wird noch bitterböse dazu aufgefordert "Stirb, bevor's zu spät ist" - weil man heutzutage einfach besser selektieren muss. Wortfront trifft schmerzhaft und mit Leichtigkeit auf den Punkt: Das Leben bleibt im Grunde ein Triumph der Möglichkeit.
Homepage: http://wortfront.com/
Eintrittspreise:
Vorverkauf: 15,-- €
Abendkasse: 17,-- €
Vorverkaufsstellen:
Buchhandlung Greif, Eberbach
BuchHaus Eberbach
Kulturamt der Stadt Eberbach
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PRESSE
Eberbach-Channel v. 25.11.2018
tw)Am Freitag waren “Wortfront“ aus Berlin erstmals im Kulturlabor zu Gast. Sandra Kreisler und Roger Stein waren für ihre Soloshow ohne Band nach Eberbach gekommen.
“Ich brauch Zeit, Zeit um noch ein bisschen hier zu sein“ lautete eine Zeile aus dem ersten Lied des Abends mit dem gleichnamigen Titel “Zeit“. Diese Zeit nahmen sich die Schauspielerin, Sängerin und gefragte Moderatorin Sandra Kreisler und Roger Stein, Sänger, Musiker, Komponist und promovierter Sprachwissenschaftler dann auch für ihre Zuhörer im gut besuchten Eberbacher Kulturlabor.
Mit Philosophischem, Humoristischem und Bissigem in Geschichten, Erzählungen, Reimen und Liedern, meist begleitet von Roger Stein auf dem Keyboard unterhielten die beiden ihr Publikum über mehr als zwei Stunden aufs Vortrefflichste (wir berichteten). Dabei kombinieren sie eine ganze Reihe musikalischer Genres, im ganz eigenen Wortfront-Stil.
Am Freitag sangen sie unter anderem vom “Postmodernen Arschloch“, von den “Pensionierten Punks“, die unter Denkmalschutz stehen, wie sich Familienvater Alfred sich mit 40 in einen Mann verliebt. In “1890“ erzählte Roger Stein eine rührende Familiengeschichte aus dem Berner Oberland und in einem Gedicht machte er den drastischen Grillwurststreit von Goethe und Schiller anschaulich.
“Wortfront“ wurde am Ende mit reichlich Beifall belohnt und vom Publikum erst nach drei Zugaben endgültig von der Bühne entlassen.